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Christian Saalberg

Sieh da, auf meinem Grabstein singt ein Vogel
(Auszug)

V

Den Verlockungen der Liebe zum Trotz sollten wir uns beeilen, den Tod einzuholen, der uns schon ein Stück vorangegangen ist. Wir können
ohne ihn nicht leben. Er ist das dichte Holz, das uns Unterschlupf gewährt und nicht so leicht aus den Fugen gerät, wenn uns die Sonne wie ein
Blitz trifft, der alles entfärbt. Überhaupt die Sonne! Wer kann das begreifen, ich kann es nicht, daß sie rastlos tagein, tagaus wie ein Hamster
im Käfig in ihrem Rad um die Erde eilt (einmal Madras und zurück), wobei sie am Himmel alle Kübel über den Haufen rennt, deren Inhalt sich
allabendlich über uns ergießt, wenn wir ins Freie treten. Im Netz des Apostels wirst du sie nicht finden, wohl aber den Tod, sein Wort, das wie
ein zweiter Atem ist, den sich der Schwimmer holt.


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