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Merih Günay          

Der Vater meines Sohnes

[...]

Ich war zu Hause. Es roch nach Vergangenheit, es roch nach Vater, nach Träumen und Wein. Ich ging ans Fenster und sah runter.
Mein Vater hatte sich hingehockt und sah meinem Sohn in die Augen. Er führte die Hand in seine Hemdtasche, fischte eine Zigarette
raus und zündete sie an. Gleich würde er wieder fragen: »Werden die mich anrufen vom Verlag?« Langsam erhob ich mich, ging
ins Schlafzimmer. Ich sah auf das Bett, es war leer. Meine Mutter war nicht da. Mein Bett war auch nicht da. Ich öffnete das Schlafzimmerfenster.
»Papa! Morgen rufen die dich an! Dein Buch wird gedruckt!« wollte ich rufen, war aber außerstande. Ich ließ mich zu Boden sinken, weinte,
weinte ... Dann fühlte ich eine Hand auf meinem Haar. Ich hob den Kopf, es war Dilara. Sie hatte ein Buch in der Hand. Sie hielt es mir hin.
Ich staunte, ich schlug den Deckel auf, »Meinem Sohn« stand da in schiefer Schrift. Ich schlug eine Seite weiter auf. Das Buch begann folgendermaßen:
Der Vater meines Sohnes.
[...]

Tr. from Turkish by Hülya Engin


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